Feuerwehr Einsatz

Feuerwehrleute kämpfen in Garmisch-Partenkirchen gegen die Flammen in einem Matratzenfachgeschäft. © dpa

München – Unsere Feuerwehr-Serie trifft offensichtlich einen Nerv. Das lässt sich an den emotionalen Kommentaren unter den Artikeln ablesen. Das meinen unsere User zur Diskussion um die Überlastung unserer Feuerwehrleute.

Teil 1 der Serie: Feuerwehrleute packen aus: Das macht uns kaputt!
Teil 2 der Serie: Feuerwehrler: So machen uns Politiker und Bürokratie fertig
Teil 3 der Serie: Feuerwehrleute: Wo bleibt der Respekt für unsere Arbeit?

Die absolute Mehrheit der User drückt den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten ihren Dank aus. Zum Beispiel die Userin „Griseldis Eckerle“. Sie schreibt: „Ich kann euch allen „nur“ ein großes Dankeschön aussprechen. Wenn ich in Not bin und die Feuerwehr , der Notarzt oder die Polizei sind schnell da und helfen mir, was gibt es wichtigeres. Wir brauchen euch!!!!!!“

User „da_Jogi“ hält eine Debatte über die Überlastung unserer ehrenamtlichen Feuerwehrler für überfällig: „Finde diese Diskussion sehr wichtig, bin absolut dafür, dass man egal ob Feuerwehr oder welcher Hilfsdienst ehrenamtlich für uns aktiv ist, die entsprechende Würdigung und Unterstützung erhält.“

Auch kritische Stimmen

In die Debatte mischen sich auch kritische Stimmen. Diese repräsentieren zwar nur eine Minderheit der Diskussionsteilnehmer. Allerdings sollen die Feuerwehr-Kritiker aus Gründen der Objektivität auch zu Wort kommen.

So wehr sich etwa der User „Ehrenamtlicher“ gegen den Eindruck, dass Gemeinderäte den Feuerwehrleuten das Leben schwer machen. Und betont: Auch Gemeinderäte sind ehrenamtlich tätig. Und auch sie hätten es oft nicht leicht.

„Als aktiver Feuerwehrler UND Gemeinderat muss ich mich manchmal schon fragen, ob die Leute auch mal über ihren eigenen Horizont nachdenken….

Ein Gemeinderat ist ebenfalls ehrenamtlich und bekommt für die ganzen geleisteten Stunden ebenfalls…. nichts.

Im Gegenteil, es ist wie überall, man wird höchstens angemault, weil man es nicht allen recht macht. Investiert man z.B. in die Feuerwehr, schimpft der Sportverein oder umgekehrt. Das macht auch keinen Spaß und auch hier gehen wertvolle Leute verloren, weil sie keine Lust haben ständig als Buhmann hingestellt zu werden, von Leuten, die einfach nicht über ihren Tellerrand schauen können/wollen!“

Auch der User „Reindl Hermann“ (nach eigenem Bekunden selbst Feuerwehrmann) weist darauf hin, dass nicht jeder für die emotional belastenden Bilder geeignet ist, die der ehrenamtliche Dienst bei der Feuerwehr mit sich bringt.

„Wenn jemand einen Toten nicht anschauen oder anfassen kann, dann sollte er lieber kein Kamerad der Feuerwehr werden. Aber dann auch kein Polizist, Sanitäter, Abschlepper, Bestatter….“

Feuerwehr-Kritiker: „Wer die Hitze nicht aushält, sollte nicht als Koch in der Küche arbeiten.“

Otto K. aus Erding kann die Klagen vieler ehrenamtlicher Lebensretter nicht mehr hören. Er meint: Wer zur Feuerwehr geht, muss wissen, dass er vermutlich irgendwann mit schlimmen Bildern konfrontiert wird. Und wer das nicht aushalte, müsse sich halt eine andere Beschäftigung suchen. Er meint: „Wer die Hitze nicht aushält, sollte nicht als Koch in der Küche arbeiten.“ Er kann es nach eigenem Bekunden. Wie er selbst bekennt, spart er nicht mit bösen Worten über überforderte Feuerwehrler Berg. Das schreibt er uns:

„Ich habe bei meinen Praktika im Gesundheitsbereich vor über 20 Jahren in den USA und in Asien Dinge und Sachen gesehen, davon können die Feuerwehrler nicht mal Träumen. Heute ist es ja so: Jeder der mal einen eingeklemmten Toten auch nur gesehen hat, bekommt doch gleich Flashbacks (psychologischer Fachbegriff für kraftvolles Wiedererleben eines vergangenen Erlebnisses; An. d. Red.) Den Begriff kannte vor 20 Jahren niemand….

Wer so was nicht verträgt oder verarbeiten kann, soll halt als Mesner in der Kirche freiwillig arbeiten. Das weiß man doch vorher, dass solche Dinge auf einen zukommen. Aber so oft ist das doch auch nicht. Wenn man natürlich kein Profi ist – und das sind die Feuerwehrler ja gerade nicht – kann einem das zu Schaffen machen.

Leider gehen halt viele Unbedarfte und einfach Strukturierte zur Feuerwehr, damit sie in ihrem Leben mal was erleben. Wo sie sonst nie hinkommen. Und man hat ja was zum Erzählen daheim und am Stammtisch und beim kameradschaftlichen Abend (was nur ein schöner Ausdruck für Saufabend ist). Und die mittlerweile etwas dick gewordene Schulkollegin als Gattin, zu Hause mit den Blagen, freut sich doch über so einen weltmännischen Retter. Und das noch freiwillig. Und man kommt mal von der Werkbank weg.

Ich weiß, ich bin etwas böse, aber Helden sind die Feuerwehrler noch lange nicht. Es gibt übrigens Untersuchungen zur Natur genau dieser Kameraden. Nicht umsonst werden jedes Jahr einige erwischt, die selber zündeln, um an vorderster Front dann zu löschen. Die Polizei kennt dieses Phänomen genau. Und sorry: Auch beim Glotzen und Gaffen ist man als Feuerwehrler natürlich jobbedingt vorne dabei. Nur muss man das halt ertragen.

Fazit: Lasst die Profis ran! der Staat soll seiner Aufgabe nachkommen. Die Möchtegern-Doch-Nicht-Könner sollen zu Hause bleiben und gut is‘. Aber kein Mitleid hier haben wollen. Aber klar: Der Titel Held des Alltags ist schon schön.

Übrigens: Ich kenne viele, die fast täglich die schrecklichsten Dinge sehen, riechen (die, die sich auskennen, wissen was ich meine…) und auch anfassen. Da jammert keiner. Wenn er es nicht erträgt, muss er halt den Job wechseln.“

Feuerwehr-Kritiker: Ehrenamtliche brauchen nicht jammern – sie machen das freiwillig

Andere User verstehen nicht, warum Menschen für eine ehrenamtliche Tätigkeit ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. So betont User „Helfer“:

„Wer der Belastung durch eine ehrenamtliche Tätigkeit neben dem Beruf nicht gewachsen ist, der sollte sie einfach lassen. Die Gesundheit geht vor.“

Ins selbe Horn bläst auch User „Florian“:

„Meine Güte, wer’s nicht packt Feuerwehrmann zu sein muss es halt ganz einfach lassen! Die ganzen Diskussionen um Dankbarkeit, Familie, Unterstützung durch den Arbeitgeber in allen Ehren (hier hat die Feuerwehr meine volle Unterstützung!!), wenn einzelne Individuen nicht für den Feuerwehrdienst geeignet sind dann müssen die das auch akzeptieren! Was bringt mir ein Feuerwehrmann, der mir vor lauter psychischem Schaden nicht helfen kann? Es kann auch nicht jeder Soldat oder Metzger werden.

Für mich ist das Problem auch der Hilfskomplex und Blaulichtgeilheit, der einigen Personen die Sicht auf ihre eigene persönliche Eignung vernebelt.“

Auch „Gandalf“ kann nicht verstehen, warum man sich für ein Ehrenamt kaputtmachen lässt.

„Feuerwehrler leisten unbestritten sehr, sehr viel. Aber was ich nicht verstehe. Wenn mich ein Ehrenamt zu sehr mitnimmt, oder der Stress zu viel wird, dann kann man es doch immer noch an den Nagel hängen, anstatt es zu Überlastung kommen zu lassen. Wenn jemand von der Berufsfeuerwehr überlastet ist, ist das was anderes, weil auch die finanzielle Existenz auf dem Spiel steht. Aber als ehrenamtlicher würde ich aufhören. Denn erst wenn es zu wenige gibt und was passiert wacht die Gesellschaft auf. Ist doch immer so.“

„Organisierte Feuerwehrequipment-Mafia“

User „Brandl“ bringt den Begriff „organisierte Feuerwehrequipment-Mafia“ in die Debatte ein. Und präzisiert, was er darunter versteht:

„Man kann von einer organisierten Feuerwehrequipment-Mafia sprechen. Fahrzeug- und Materiallieferanten haben Monopolstrukturen und die Überwachungsorganisationen verdienen sich dumm und dämlich an den öffentlichen Mitteln, die die Kommunen bereitstellen müssen/dürfen. Salopp wird einfach noch eine Verordnung erlassen, weil der Referent einen Daseinsberechtigungsnachweis erbringen muss, es wird ja bezahlt. Ob die Sache nötig ist oder nicht, ist letztlich scheißegal. Dass die Sympathie der Budgetverantwortlichen nachlässt, ist die Konsequenz. Leider merken das auch die Kameraden.“

Feuerwehr darf nicht als Schlüsseldienst missbraucht werden

Der User „Oderfinga“ hält es für ein absolutes Unding, dass die Feuerwehr zunehmend zu Einsätzen herangezogen werde, die mit Brandbekämpfung und Lebensrettung absolut nichts zu tun hätten. „Oderfinga“ schreibt:

„Die Fülle der vermeintlichen Aufgaben einer Freiwilligen Feuerwehr muss dringendst reduziert werden. Ölspuren wegkehren, Aufräumen nach Unfällen und manchmal immer noch die Katze auf einem Baum oder ein Wespennest sind nicht die Aufgabe von Freiwilligen, die dazu vom Arbeitsplatz weggeholt werden. Diese Arbeiten können genau so gut von professionellen Abschlepp- und Reinigungsdiensten, den Bauhöfen oder Kammerjägern übernommen werden.

Technische Hilfeleistung ist neben Brand die einzige Aufgabe einer Feuerwehr. Hilfsarbeiten müssen an Firmen abgegeben werden, die damit auch Einkommen haben.

Ich habe sogar Verständnis für Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter nicht zum Straßenreinigen nach einer Ölspur abstellen wollen; keines habe ich dagegen für solche, die bei einem Brand in ihrem eigenen Betrieb eigene Mitarbeiter daran hindern, mit auszurücken (tatsächlich passiert).

Parkplatzdienste an Wochenenden, zu denen Freiwillige Feuerwehren von der Kommune verpflichtet werden, setzen dem Fass die Krone auf! Freiwillige Feuerwehren werden als billigste Arbeitskraft von Kommunen missbraucht. Die verbleibenden „echten“ Einsätze verlangen unseren Feuerwehrlern (und -innen natürlich auch) so schon genügend ab – zeitlich, körperlich und mental. Ihnen gebührt mein Dank und meine Hochachtung.“

Auch der User „FFWler“ meint, dass die Feuerwehrleute allzu oft als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Dafür soll es seiner Meinung nach Strafen geben.

„Wenn jemand die Feuerwehr als Schlüsseldienst ruft (ohne Gefahr in Verzug), gibts für mich nur eine Konsequenz: Anzeige wegen Missbrauch von Notrufen. Zu den 5mm Wassern im Keller: Kein Eingreifen und eine gesalzene Rechnung. Jeder hat einen Eimer, Lumpen und zwei gesunde Hände.

Das Hauptproblem ist, dass die Feuerwehrleute als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. In unserer Gemeinde werden die Personalkosten zwar in Rechnung gestellt (möglich, wenn die Gemeinde eine Kostensatzung hat; der einzelne Feuerwehrler erhält davon aber nichts, um Missverständnissen vorzubeugen). Aber ca. 20 Euro pro Mann und Stunde sind wohl noch zu wenig. Fachfirmen verlangen da wahrscheinlich mehr.“

Quelle: tz/ Merkur Online